Eigentlich habe ich die Musik-Kassette schon vor Jahren ausgemustert. Auch wenn man keine allzu großen Ansprüche beim Musikgenuß hat, irgendwann nervt das blöde Leiern, die schlechte Qualität und der langfristig unvermeidliche Bandsalat. Das hat sich jedoch mit meinen Kindern geändert. Auch wenn wir eigentlich selbst keine Kassetten kaufen, bekommt man hier und da irgendwelche Dachboden- oder Schubladenfunde aus der Bekanntschaft geschenkt. Und teilweise sind da ja wirklich Schätze aus der eigenen Kindheit drauf ... Also warum die Tapes nicht digitalisieren, damit was der Zahn der Zeit verschohnt nicht Opfer der Kinderhände wird?
Weiteres Problem: Wie bekomme ich die die Musi auf mein Notebook? Da habe ich nur einen Mono-Eingang für ein Mikrofon! Eine Art USB Audio Device muß also her! Nun ja, weil ich anfangs nicht so viel ausgeben wollte, habe ich es mal mit einem
Video Grabber made in China
probiert, die alle einen Stereo Audio-Eingang haben. Ich habe nicht unendlich lange probiert, aber unter Linux (OpenSuse 11.1 mit Pulse Audio) habe ich es nicht zum Laufen bekommen. Außerdem wurde das China-Ding nach kurzer Zeit ungewöhnlich warm. Da habe ich das Ding wieder zusammengepackt und zurückgeschickt. Zweiter Versuch:
USB Audio Device U-Control UCA202 von Behringer
. Das Gerät bekommt man inkl. Versand schon für etwa 30 Euro, damit ist es jetzt nicht wirklich so viel teurer als die China-Geräte. Und für das Digitalisieren analoger Audioquellen mittlerer Qualität eigentlich die perfekte Wahl. Mit dem Gerät kann man Stereoaufnahmen mit 16 Bit Diskretisierung und 44.1 kHz Samplingfrequenz (CD-Qualität) machen. Andere Geräte (z.B von
Roland
) schaffen deutlich mehr, aber wozu? 30 Jahre alte Musik-Kassetten sind nicht gerade Qualitätswunder. Bei 24 Bit sind vermutlich eh die Hälfte der Bits mit dem Digitalisieren des Bandrauschens beschäftigt - welch eine Verschwendung! Solche Geräte lohnen sich vielleicht für den semi-professionellen Studiobetrieb.
Wer hier auf der Webseite den ein oder anderen Artikel gelesen hat, weiß, daß ich Linux-Nutzer bin. Für Linux - aber auch für Windows empfehle ich die
Freeware Audio-Software Audacity
. In die Bedienung hat man sich schnell eingefuchst, und für die Audio-Bearbeitung liefert diese Software eine Menge Werkzeuge. Kleiner Wehmutstropfen: Audacity funktioniert unter Linux so erst einmal nicht mit mittlerweile weit verbreiteten
Pulse Audio
, einem Soundserver, der alle Audioquellen und -senken verwaltet. Unter Linux läßt sich dieses Problem allerdings umgehen, in dem man Audacity
mittels padsp startet
, der Audacity OSS-kompatible Audio-Adapter (Open Sound System) vorgaukelt, die mittels /dev/dsp* anzusprechen sind. Unter Windows sollte der Einsatz problemlos sein, habe ich allerdings nicht ausprobiert. So startet man Audacity unter Linux mit padsp:
Gerade bei älteren Kassetten sollte man folgenden Ratschlag beherzigen: Die Tonköpfe des Tapedecks regelmäßig mit Wattestäbchen und Alkohol/Spiritus reinigen . Wenn die Wiedergabe der Kassette mal ganz dumpf ist, kann dies an der Kassette, aber auch am Tonkopf liegen. Und offenbar lagern gerade ältere, schlecht gelagerte Kassetten eine Menge Staub und Abrieb auf den Tonköpfen ab. Das Digitalisieren der Kassetten ist ja ansich schon zeitaufwendig. Da kann man sich diese kleine Mühe auch noch machen.