Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich hier in diesem Blog darüber
berichtet
, daß ich mir in der elektonischen Bucht (eBay) eine gebrauchte Digitalkamera ersteigert habe, in der sich unerwarteter Weise noch eine Speicherkarte befand. Die war natürlich formatiert, und vermutlich hat der Vorbesitzer auch erwartet, daß so die Bilder nicht mehr auf der Speicherkarte vorhanden sind. Diese Erwartung wurde jedoch so nicht erfüllt.
Ein wenig technischer Hintergrund: Auf den üblichen Speicherkarten kommt in der Regel ein FAT-
Dateisystem
zum Einsatz. Der Speicherplatz wird in Blöcke unterteilt und Blöcke zu Clustern zusammengefaßt. Zusätzlich befindet sich am Anfang des Speichers (unter anderem) eine
Dateizuordnungstabelle
(File Allocation Table), ähnlich einem "Inhaltsverzeichnis" des eigentlichen Datenspeichers. Wenn das Betriebssystem nun eine Datei auf dem Speicher ablegt, wird ein entsprechender Eintrag in der Dateizuordnungstabelle angelegt, der Verweise auf die Cluster enthält, auf die die Daten der Datei abgelegt sind. Will das Betriebssystem die Datei wieder einlesen, so schaut es sich den entsprechenden Eintrag in der Dateizuordnungstabelle an, liest die entsprechenden Cluster aus und erstellt bspw. im Arbeitsspeicher eine "Arbeitskopie" der Datei.
Wenn man nun eine Datei löscht, werden nicht etwa - wie man meinen könnte - die Cluster, die die Daten der Datei enthalten, gelöscht. Es wird lediglich der Eintrag für die Datei in der Dateizuordnungstabelle entfernt. Beim Formatieren eines Datenträgers wird gleich die ganze Dateizuordnungstabelle gelöscht und neu erstellt. Hierdurch werden die entsprechenden Cluster freigegeben und können beim Erstellen einer neuen Datei mit deren Daten überschrieben werden. Jedenfalls kann man zusammenfassend sagen, daß gelöschte oder formatierte Datenträger die ursprünglichen Daten quasi als "Zombies" oder "Untote" enthalten. Und genau so wie in einem schlechten Gruselfilm lassen sich diese Zombie-Dateien wieder zum "Leben" erwecken. Das ist noch nicht einmal besonders schwierig und in manchen Fällen sogar ganz hilfreich, z.B. wenn man eine Datei aus Versehen gelöscht hat. Wie man die Dateien wieder rekonstruiert, habe ich ja schon in meinen oben zitierten Artikel aus dem Jahre 2011 geschrieben und werde ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Dort habe ich auch geschrieben, wie man mit einfachen Hausmitteln oder Programmen aus dem WWW eine Speicherkarte so löscht, daß ein Nachnutzer (z.B. ein Käufer der Speicherkarte) nicht mehr an die ursprünglichen Daten herankommt.
Nun habe ich mir für ein älteres Telefon eine Speicherkarte (Memory Stick) gekauft, und zwar diesmal nicht von privat, sondern von einem gewerblichen Anbieter auf eBay. Dieser Anbieter kauft und verkauft gebrauchte Speicherkarten. Ich würde schon erwarten, daß ein gewerblicher Anbieter das Problem kennt und zum Schutz seiner Kunden die erhaltenen Speicherkarten sicher löscht. Pustekuchen! Ich konnte insgesamt 325 Dateien rekonstruieren, darunter überwiegend Photos. Einige XML-Dateien lassen darauf schließen, daß die Speicherkarte in einem SonyEricsson-Handy gesteckt hat. Deshalb befand sich in einer VCF-Datei auch das komplette Telefonbuch des Vorbesitzers mit Namen (allerdings nur Vor- bzw. Spitznamen) und Telefonnummern.
Damit hier kein falscher Verdacht aufkommt. Alle Kopien der Dateien sind bereits wieder gelöscht und die Speicherkarte nach diesem Test "bereinigt". Die Firma, von der ich die Speicherkarte gekauft habe, bekommt von mir eine entsprechende Mail mit der Bitte, zukünftig die erhaltenen gebrauchten Speicherkarten sicher zu löschen. Unabhängig kann ich nur jedem empfehlen, Speicherkarten entweder grundsätzlich nicht weiterzuverkaufen oder vorher sicher zu bereinigen.