Beobachtung des Erdvorbeiflugs des Asteroiden 2012DA14 am 15.02.2013

Am 15. Februar wird der Asteroid 2012DA14 knapp an der Erde vorbeiziehen. Der geringste Abstand zur Erdoberfläche wird lediglich rund 28000 km betragen, also rund ein Zehntel der Entfernung Erde-Mond (ca. 380000 km) und noch innerhalb der Bahnen geostationärer Satelliten (ca. 36000 km). Für kosmische Skalen ist das ein "Vorbeischrammen" an der Erde. Beruhigenderweise sind die Bahndaten so genau bekannt, daß eine Kollision mit der Erde bei diesem Vorbeiflug mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann.


Es drängt sich natürlich die Frage auf, ob sich der Asteroid von der Erde aus auch mit Amateurmitteln beobachten läßt. Für meine Heimat um Köln/Bonn versuche ich mal, die Frage zu beantworten.


Für die Beobachtung sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:


Das Wetter: Das sieht leider nicht gut aus. Der Deutsche Wetterdienst DWD sagt für NRW bedeckten Himmel voraus, z.T. mit Regen oder Schnee. Die Temperaturen lägen knapp oberhalb des Gefrierpunkts. Aber das muß ja nicht so kommen!


Sonne/Mond: Am 15.02. beginnt die astronomische Dämmerung um ca. 18:30 (alle Zeiten in MEZ). Die 31%-ige Neumond-Sichel steht irgendwo im Westen, während sich das "Interessante" am Nord-Ost-Himmel abspielt. Von daher sind die Voraussetzungen nicht schlecht.


Der Bahnverlauf: Wie gesagt, das Interessante spielt sich am Nord-Ost-Himmel ab, wie man der Himmelskarte von Heavens Above für Bonn entnehmen kann. Ab kurz vor 21:00 taucht der Asteroid ziemlich genau im Osten nahe des Sternbilds Löwe auf. Seine Bahn führt in weiter in Richtung des Sternbilds des Großen Bären (Ursa Major). Im weiteren Verlauf der Nacht hat es fast den Anschein, als reise der Asteroid in Richtung des Polarsterns. Ein wenig ähnelt die Beobachtung des Asteroiden an diesem Abend der Beobachtung eines schnell vorbeifahrenden Autos auf der Autobahn. Der erdnächste Punkt wird vom Asteroiden um etwa 20:30 erreicht. Zu dieser Zeit ist die beobachtbare Relativgeschwindigkeit des Asteroiden gegenüber dem Sternenhintergrund mit knapp unter 1° pro Minute am größten. Bei ausgestrecktem Arm entspricht die Entfernung von 1° etwa der Hälfte der Daumenbreite oder dem doppelten Durchmesser der Vollmondscheibe. Möglicherweise hilft die Relativbewegung auch beim Auffinden des Asteroiden im Meer der Sterne. Die Besten Beobachtungschancen ergeben sich allerdings erst, wenn der Asteroid weit über dem Horizont steht, also vielleicht nach 22:00. Da wir dann dem sich von der Erde entfernenden Asteroiden allerdings immer mehr "hinterhersehen", nimmt die Relativgeschwindigkeit stark ab.


Helligkeit/Beobachtung: Wikipedia gibt die scheinbare Helligkeit des Asteroiden mit 7,4 mag an. Das ist für das unbewaffnete Auge nicht mehr machbar. Wikipedia meint, mit einem auf die Dunkelheit angepaßten Auge kann man unter günstigsten Bedingungen helligkeitsschwache Sterne bis etwa 6 mag erkennen (je größer die "mag-Zahl", desto lichtschwächer ist das betreffende Objekt!). Allerdings muß man mit der Helligkeitsangabe nach meiner Erfahrung sehr aufpassen. Sie ist oftmals nur eine grobe Schätzung (gerade bei nicht regelmäßig wiederkehrenden Objekten) und bei einem Vorbeiflug mit sich ändernder Beleuchtungsgeometrie durch Sonne und Mond auch bestimmt großen Schwankungen unterworfen. Bei der Beobachtung des Satelliten-Tandems TerraSAR-X und TanDEM-X waren die Helligkeitsangaben auf Heavens Above jedenfalls maßlos untertrieben! Man sollte sich aber grundsätzlich mit einem möglichst lichtstarken Feldstecher ausrüsten, bestenfalls montiert auf einem Stativ. Von einem Teleskope rate ich eher ab, da sie ein vergleichsweise kleines Gesichtsfeld (den im Okular sichtbaren Himmelsbereich) haben, insbesondere bei starken Vergrößerungen. Das erschwert das Auffinden erheblich. Starke Vergrößerungen wären bei der Beobachtung des Asteroiden auch totaler Blödsinn: Bei etwa 50 Metern Durchmesser lassen sich mit Amateurmitteln keine Strukturen auflösen.


Ein paar weitere hilfreiche Beobachtungstipps habe ich auf dieser Seite gefunden.


Viel Erfolg bei der Beobachtung!