Digitales Lesen und öffentliche Bibliotheken

Amazon Kindle
Bild: CC-BY-SA 3.0 CrazyD

Digitales Lesen ist ja gerade voll im Trend. Amazon macht einen riesen Reibach mit dem Kindle. In meiner Familie ist auch schon der erste Kindle aufgetaucht. Ich konnte ihn auch mal kurz halten und war sehr angetan. Da ich mir aber vorerst keinen eigenen Reader anschaffen will, habe ich mir die Kindle App für Android auf mein Smartphone installiert. Trotz des kleinen Displays kann man erstaunlich gut lesen. Für Belletristik ist das meiner Meinung nach voll okay.
Allerdings hat das digitale Lesen nicht nur Vorzüge. In meinem Bücherschrank stehen Bücher, die deutlich älter sind als ich. Trotzdem habe ich keine Probleme, sie zu lesen. Ein gutes Buch kann ich ganz legal verleihen oder mir im Gegenzug auch mal eines ausleihen. Elektronische Bücher, eBooks, sind zwar in der Regel ein wenig günstiger als ihre papierenen Kollegen aber auch nicht umsonst. Digitale Vielleser werden also über die Jahre einen kleinen Schatz auf ihrem Kindle , Oyo & Co ansammeln. Verleihen? Fehlanzeige, wenn ich nicht gleich das ganze Lesegerät weggeben will. Und was ist mit meinen eBooks in 10, 20 oder 30 Jahren? Was ist, wenn Amazon oder Thalia pleite gehen? Ich will jetzt nicht den rückwärtsgewandten Romantiker geben, aber entwickelt sich die Literatur so auch zum schnell-lebigen, vergänglichen Kosumgut?

Über das digitale Lesen hat man in der Vergangenheit eine Menge gehört (und natürlich auch gelesen). Um so überraschter war ich, als ich erfahren habe, daß eine Menge von Stadtbibliotheken diesen neuen Trend für sich entdeckt haben und ihr Angebot entsprechend ausrichten. So kann man in vielen Bibliotheken mittlerweile eBooks ausleihen. Die Firma DiViBib GmbH aus Wiesbaden bietet einen Web-Service mit derzeit etwa 40.000 Titeln an. Nach der Selbstdarstellung der Firma nutzen etwa 10.000 öffentliche Bibliotheken diesen Dienst, um Ihren Kunden digitale Medien zum Download anzubieten. Neben eBooks kann man auch Videos, Audiodateien oder Zeitschriften ausleihen. Das Angebot für die Kunden der einzelnen Bibliotheken ist allerdings sehr unterschiedlich. So hat die hiesige Bibliothek in Troisdorf etwa 1500 eBooks im Angebot, die Bibliothek meiner Geburtsstadt hat mehr als doppelt so viele Titel. Mit Sicherheit wird das Angebot in der Zukunft noch ausgebaut.
Wer einen Leihausweis seiner Bibliothek hat, kann sich die digitalen Medien ausleihen. Man läd sich die entsprechende Datei auf sein Lesegerät herunter. Dort kann man sich bspw. das eBook 14 Tage ansehen, dann erlischt dank DRM das Leserecht - die Datei läßt sich nicht mehr öffnen und muß bei Bedarf erneut ausgeliehen werden ( virtuelle Tour ). Das praktische daran ist, daß man eBooks nicht zurückgeben, nicht zu lange ausleihen kann und damit auch keine Mahngebühren anfallen. À propos Gebühren: In der Regel kostet das Entleihen digitaler Medien in öffentlichen Bibliotheken kein extra Geld. Bei Neuerscheinungen kann es aber schon mal passieren, daß das entsprechende eBook vergriffen ist. Die Bibliotheken dürfen aus lizenzrechtlichen Gründen ein digitales Medium nicht beliebig oft verleihen. Ist das Kontingent erschöpft, kann man sich als Kunde wie bei klassischen Büchern vormerken lassen.
Dumm nur, daß die vielen Kindle-Nutzer mit dem eBook-Format ( ePub ) der meisten öffentlichen Bibliotheken nichts anfangen können. Gott-sei-Dank gibt es eine nicht allzu komplizierte Möglichkeit, die ePub-Dateien in eine für den Kindle lesbare Form zu konvertieren und den Kindle damit zu bespielen. Wie das geht, ist auf dieser Seite beschrieben.
Viel Spaß beim Lesen ;-)